KEVIN

“Bevor ich verreise, habe ich aber noch etwas anderes vor, nämlich meinen Freund zu heiraten. Wir haben uns vor vier Jahren online kennengelernt und wurden sozusagen digital verkuppelt – über einen seiner Freunde, mit dem ich zuerst geschrieben habe. Insgesamt sind wir 30 Jahre auseinander.”

Wäre ich finanziell frei, würde ich gerne eine Weltreise machen, ein eigenes Haus oder eine Wohnung kaufen und meine Eltern unterstützen. Aktuell stehen zumindest eine Reise nach Japan und eine nach New York City auf meinem Plan. Ich finde die japanische Kultur sehr spannend, mag die Essenskultur und wie die Menschen dort leben. Die Stadt New York will ich einfach mal erleben, weil sie in Filmen immer so schick und toll aussieht.

Bevor ich verreise, habe ich aber noch etwas anderes vor, nämlich meinen Freund zu heiraten. Wir haben uns vor vier Jahren online kennengelernt und wurden sozusagen digital verkuppelt – über einen seiner Freunde, mit dem ich zuerst geschrieben habe.

Insgesamt sind wir 30 Jahre auseinander und auch menschlich recht verschieden – er ist sehr extrovertiert und ich bin sehr introvertiert. Das war anfangs in unserem Familien- und Freundeskreis auch ein Thema – es gab sogar Kommentare, dass es mit uns nicht gut gehen könnte und nicht lange halten würde. Aber das haben wir akzeptiert und sind im Gespräch auf die Personen eingegangen. Jetzt freuen sich alle auf die bevorstehende Hochzeit!

Mit unseren unterschiedlichen Neigungen bereichern wir uns tatsächlich gegenseitig. Ich war am Anfang unserer Beziehung sehr zurückhaltend und bin dank meines Freundes mit der Zeit viel mehr aus mir rausgekommen. Ich mag es, wenn wir zusammen ausgehen und Freunde treffen. Er wiederum kommt durch meine ruhige Art öfter mal runter. Wir haben einen guten Umgang damit gefunden, dass jeder von uns das bekommt, was er braucht – wir finden immer gute Kompromisse.

Beruflich bin ich als Sachbearbeiter in der Abrechnung bei einer Solarfirma für Photovoltaikanlagen angestellt. Zum Glück hat es damals nach meiner Ausbildung mit den Bewerbungen nicht geklappt, sonst wäre ich nicht zu der Zeitarbeitsfirma gekommen, über die ich meinen jetzigen Job bekommen habe. Ich fühle mich dort sehr wohl, die Kollegen sind lustig und es gibt ein schönes Gemeinschaftsgefühl. 

Mehr Gemeinschaftlichkeit wünsche ich mir auch in der Welt, dann gäbe es bestimmt mehr Einigkeit, vor allem was die Flüchtlingskrise und den Krieg angeht. Ich glaube, die Länder schieben sich alle untereinander etwas zu, anstatt einheitliche Lösungen zu finden. Nicht jedes Land für sich alleine, sondern alle gemeinsam sollten für Einigung und Stabilität sorgen. Ich glaube, das würde unser Leben schöner machen.

LAURA

“Aktuell arbeite ich an einem Bühnenstück zum Thema Arbeit. Ich frage mich: Was steckt hinter den vielen Berufen? Was ist die Arbeit, die wir alle machen? Ob es sich lohnt, das System Arbeit gemeinsam zu revolutionieren?”

Als Schauspielerin bin ich viel unterwegs und fahre viel Bahn. Momentan wünsche ich mir, wieder mehr in Leipzig zu sein, denn hier fühle ich mich sehr wohl. In die Stadt gekommen bin ich zusammen mit drei Kommilitoninnen, die ich während des Schauspielstudiums in Regensburg kennengelernt habe. Irgendwann saßen wir abends zusammen und haben über unsere Zukunftspläne gesprochen. Dann kam die fixe Idee: Wenn wir alle in einem Jahr kein Engagement haben, ziehen wir gemeinsam nach Leipzig. Als ich dann im April 2021 eine Nachricht bekam mit der Frage, ob ich jetzt ein Folgeengagement antreten würde und was mit Leipzig wäre, wurde aus der Idee Realität.

Mit Leipzig hatte ich plötzlich alle Freiheiten, auf jeglicher Ebene. Anfangs war das etwas überfordernd, weil mir alle Türen offen standen. Ich merkte, dass ich vor allem selbst aktiv werden und Dinge in die Wege leiten muss, um die neuen Freiheiten nutzen zu können. Vorher war ich durch Studium, Beziehung und dann das Erstengagement am Theater in festen Strukturen, jetzt konnte ich meine eigenen Ideen umsetzen.

Aktuell arbeite ich an einem Bühnenstück zum Thema Arbeit. Ich frage mich: Was steckt hinter den vielen Berufen? Was ist die Arbeit, die wir alle machen? Dafür interviewe ich Menschen aller Klassen und Arbeitskontexte und gucke, wo sie Gemeinsamkeiten und Überschneidungspunkte haben. Ich möchte herausfinden, ob es sich lohnt, das System Arbeit gemeinsam zu revolutionieren, also gesamtgesellschaftlich Veränderung zu schaffen, statt jede Gewerkschaft für sich alleine. Auf der Bühne – die Premiere ist in den Cammerspiele Leipzig geplant – stellt ein Sound- Designer die unterschiedlichen Berufe akustisch dar, es werden performative Bewegungen zu sehen und Auszüge der Interviews gepaart mit live gesprochenen Fremdtexten zu hören sein.

Jetzt liegt es nur noch an der Finanzierung, für die ich Förderanträge schreibe. Geld spielt halt immer eine Rolle, nicht nur in meinem Leben als freie Schauspielerin, sondern auch generell in unserer Welt. Ich denke, wir brauchen mehr Umverteilung, damit das gesamtwirtschaftliche Vermögen besser und gerechter verteilt ist. Dann gäbe es bestimmt auch weniger Geldsorgen und wir könnten wieder mehr im Hier und Jetzt sein, uns gegenseitig mehr zuhören und unser Miteinander stärken.

NINA

“Ich arbeite seit 15 Jahren als Klinikclown und begleite Kinder wie auch Erwachsene durch gesundheitlich schwere Zeiten. Mir hilft vor allem meine Fähigkeit, in kürzester Zeit die Stimmung in einem Raum lesen zu können.”

Ich beschäftige mich aktuell mit Bäumen für den Garten, die meiner Familie und mir im Sommer Schatten geben und unter denen mein Mann und ich alt werden können. Mir hat es vor allem die Mehlbeere angetan. Das ist eine einheimische Baumart, die kleine rote Früchte trägt und früher als Heilmittel genutzt wurde. Müsste ich mich nicht zurückhalten, würde ich auch gleich eine Sauna und einen Naturpool in unser Stück Grün hineinsetzen.

An unseren Garten grenzen Nachbargrundstücke an, weshalb ich mich neben Bäumen aktuell auch mit Stabmattenzäunen (Metallzäune mit eingewebtem Plastik) beschäftige. Zwangsläufig, denn unsere Nachbarn wünschen sich als Sichtschutz genau diese Art von Zaun. Ich versuche nun, einen Kompromiss zu finden, um eine Barriere aus Metall und Plastik zu vermeiden. Vielleicht schaue ich einfach mal mit etwas Selbstgekochtem bei den Nachbarn vorbei und nutze das Essen als Türöffner für ein Gespräch.

Etwas zu Essen zu bekommen ist in meinen Augen wie ein Gang in die Sauna, es tut unheimlich gut. Am liebsten esse ich vegan und es darf kräftig und deftig sein. Ich bin schon vegetarisch groß geworden und ernähre mich heute meist vegan, weil es in meinen Augen der einzig richtige und moralisch wie ethisch vertretbare Weg ist. Essen ist für mich auch eine Lösung in Zeiten von Klimawandel und Co. Ich finde, wir müssen uns nachhaltiger mit Ernährung auseinandersetzen. Gutes Essen tut außerdem einfach gut, vor allem in Gemeinschaft, wenn man zusammenkommt, sich unterhält und die Verbindung zueinander spürt.

Verbindung zu Menschen spielt auch in meinem Arbeitsalltag eine Rolle. Ich arbeite seit 15 Jahren als Klinikclown und begleite Kinder wie auch Erwachsene durch gesundheitlich schwere Zeiten, manchmal bis zu ihrem Lebensende. Neben regelmäßigen Trainings und Workshops hilft mir vor allem meine Fähigkeit, in kürzester Zeit die Stimmung in einem Raum lesen zu können. Herrscht bei den anwesenden Personen gerade ein Hoch oder Tief, Unsicherheit, Angst oder Freude? Je nachdem bringe ich dann etwas Adäquates rein.

Ich bin damals über einen Leipziger Verein zur Clow­ne­rie gekommen, habe dann ein paar Fortbildungen gemacht und bin anschließend bei erfahrenen Klinikclowns mitgelaufen, um reinzukommen. Mein Mentor war eine wichtige Person für mich, von der ich viel gelernt habe. Leider ist er irgendwann selbst an Krebs erkrankt. Wir haben dann noch eine Weile zusammen gespielt, später habe ich ihn dann erst in der Klinik und dann im Hospiz begleitet. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich so liebevoll von ihm verabschieden durfte. Mir ist durch diese Erfahrung nochmal sehr bewusst geworden, dass der Mensch endlich ist und dass, wenn der Tod kommt, alles wegfällt, was normalerweise eine Rolle spielt. Wir sind dann einfach nur Menschen, lassen alle Masken und Sicherungen fallen und können uns wahrhaftig begegnen.

DIRK

“Fahren tue ich sowieso gerne: Privat mit meiner Harley Davidson, die ich seit 20 Jahren habe und beruflich mit meinem Pferdetransporter.”

Mein aktueller Schwerpunkt im Leben ist meine Gesundheit. Ich war lange Zeit Schmerzpatient, denn mir fehlte es an Tiefenmuskulatur, was durch falsche Bewegungsmuster und unwissentliche Schonhaltung verstärkt wurde. Dann ließ ich mich in einer Klinik behandeln und bin jetzt auf dem Weg, mich ohne Schmerzmittel körperlich wieder auf die Reihe zu bekommen.

Das ist gut so, denn ich habe den Wunsch, wieder zur Ruhe zu kommen und mit meiner Frau zusammen Urlaub an der Ostsee zu machen. Wäre die finanzielle Sicherheit für unsere Kinder gegeben, würden wir sogar auswandern, irgendwohin, wo es um die 25 Grad warm ist. Und würde Geld gar keine Rolle spielen, würde ich mit meiner Familie im Wohnmobil durch die Welt fahren.

Fahren tue ich sowieso gerne: Privat mit meiner Harley Davidson, die ich seit 20 Jahren habe und beruflich mit meinem Pferdetransporter. Ich habe vor rund 18 Jahren einen Lehrgang gemacht, nachdem ich als Autoverkäufer arbeitslos geworden war und arbeite seit 2006 selbstständig als Pferdetransporteur.

Mit Pferden habe ich von Kindheitsbeinen an zu tun gehabt. Gerade beim Pferdetransport kommt es darauf an, ruhig zu bleiben und das Tier nicht zu stressen. Pferde sind Fluchttiere und brauchen Vertrauen, deshalb arbeite ich viel mit Futter, gehe über Nähe und Kontakt. Für mich sind Pferde auf jeden Fall Freunde. Mein eigenes Pferd ist jetzt 29 Jahre alt und die Enkel freuen sich, auf ihm reiten zu dürfen.

Ich habe schon viele Jobs gehabt in meinem Leben und wenn es eine Sache gibt, die ich gelernt habe, dann die, immer ehrlich zu sein und zielstrebig voranzugehen. Die Richtung zu wissen und sie dann konsequent zu verfolgen. Denn: Wer lange plant, plant dreimal falsch. Und wer ehrlich handelt, den grüßen die Leute auch Jahre später noch.

SYLVIA

“Wenn ich die Welt – wie ich es am liebsten tue – aus der Höhe betrachte, dann staune ich immer wieder über ihre Anordnung, die abwechslungsreiche Naturlandschaft und die unfassbare Schönheit des Meeres. Ich könnte jederzeit aufbrechen und abheben.”

Gesundheit für uns alle und Frieden in Europa – das wünsche ich mir aktuell am meisten. Gerade wenn ich an meine Enkelkinder denke, ist es mir ein Bedürfnis, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der ein gewisses Maß an Stabilität und Ruhe möglich ist.

Wenn ich die Welt – wie ich es am liebsten tue – aus der Höhe betrachte, dann staune ich immer wieder über ihre Anordnung, die abwechslungsreiche Naturlandschaft und die unfassbare Schönheit des Meeres. Ich könnte jederzeit aufbrechen und abheben, träume nach wie vor von einer Fahrt mit dem Heißluftballon. Auch ins Weltall würde ich fliegen, wenn ich die Möglichkeit hätte, aber nicht lange – nur mal kurz gucken und dann wieder zurück auf die Erde.

Zeit hätte ich für solch einen Spaß, denn ich bin vor Kurzem in Rente gegangen und arbeite jetzt nur noch stundenweise in meinem Beruf als Organisatorin für eine Zeitarbeitsfirma. Diese paar Stunden in der Woche genieße ich sehr, denn zum einen habe ich eine super nette Chefin und tolle Kollegen und zum anderen macht mir die Arbeit mit jungen Menschen viel Freude, die bei uns als Servicekräfte und Messehostessen eingesetzt werden.

Ich bringe gerne Dinge in Ordnung. Nur für die Unordnung in der Welt habe ich keine Lösung parat. Ich denke, dass mit mehr Großzügigkeit und weniger Gier schon viel gewonnen wäre. Würde sich die Kluft zwischen Arm und Reich reduzieren und die Zufriedenheit bei den Menschen überwiegen, dann wären unsere weltpolitischen Probleme bestimmt nicht so groß.

Mein Motto für Zufriedenheit lautet: Kaufe nur, was du wirklich brauchst – du musst nicht alles besitzen. Wenn du weniger hast, bist du glücklicher, als wenn du zu viel hast. Klar, Geld und Besitz zu haben beruhigt, aber mit einem gewissen Polster ist es dann auch genug. Vielleicht lässt die momentane Unsicherheit in der Welt die Leute auch begreifen, das Geld nicht alles ist.

Füreinander da sein zu können, Zeit mit der Familie verbringen zu können, das ist etwas, worauf wir uns alle mehr konzentrieren sollten. Ich empfinde es als großen Luxus, jederzeit meine Enkelkinder sehen zu können. Seitdem mein Mann und ich unser zu Hause zu einem Mehrgenerationenhaus gemacht haben, wo wir zusammen mit einer unserer Töchter und ihrer Familie leben, sind alle gut versorgt und abgesichert. Der größte Benefit ist aus meiner Sicht, dass immer jemand einspringen kann, wenn Not am Mann ist. Dinge lassen sich auf kurzem Weg klären und ein gemeinsamer Spieleabend braucht keine große Planung im Voraus.

Ich bin sehr dankbar für mein Leben, für die Beziehung mit meinem Mann, meiner Familie sowie für die wunderschöne Zeit mit unserem Hund Lucky. All das wäre so nicht gekommen, hätte ich mich als junge Frau nicht aus einer Welle an Euphorie zu einem dreimonatigen Lehrgang angemeldet. Dort quatschte mein späterer Mann mich an, ob ich ihm ein Telefon besorgen könnte und ich antwortete ihm sauer, dass ich zwar bei der Post arbeitete, aber nur Rundfunkübertragung machte. Er hatte trotzdem einen Narren an mir gefressen und nun sind wir fast 40 Jahre verheiratet.

GAK

“Familie bedeutet für mich alles. Ich bin als Mensch absolut im Wir.”

Zeit meines Lebens spüre ich eine tiefe Verbindung zum Kampfsport. Schon als kleiner Junge schlich ich mich abends zur Schlafenszeit auf den Schoß meines Vaters, wo er Ringen im Fernsehen schaute. 

Seit rund 15 Jahren mache ich Brazilian Jiu-Jitsu, eine Mischung aus Judo und Ringen. Zeitweise auf Leistungssport-Niveau – ich habe sehr intensiv trainiert und der Sport war Kern meines Lebens und Alltags. Ich habe einige Wettkämpfe bestritten, Titel gewonnen und Erfolge gefeiert. Aktuell ist mein Weg als Kampfsportler ungewiss, weil ich eine starke Verletzung an der Wirbelsäule auskuriere und noch nicht weiß, ob ich damit wieder auf die Matte zurückkehren kann. Ich spiele parallel mit dem Gedanken, als Trainer weiterzumachen.

So ist meine größte Herausforderung in sportlicher Hinsicht mein Ego, denn der sportliche Erfolg lockt mich, doch möchte ich gleichzeitig auf meinen Körper aufpassen und mich nicht wieder verletzen. Was mir hilft, ist mein Wunsch, eine Familie zu gründen und mich finanziell gut aufzustellen. Allein die Vorstellung, die nötigen Mittel und Zeit zu haben, meinen Sport zeitlebens nebenbei auszuüben, erfüllt mich mit Dankbarkeit. 

Familie bedeutet für mich alles. Ich bin als Mensch absolut im Wir. Darum ist es mir wichtig, ein Gesamtpaket aus dem zu machen, was ich für mich selbst will und dem, was meine Liebsten möchten. Mein Glaube, auch der an mich selbst, hilft mir, nicht egoistisch, sondern demütig durchs Leben zu gehen. Wenn wir Menschen uns weniger gegenseitig verurteilen würden, sei es aufgrund von Hautfarbe, Religion, Gedankengut oder ähnlichem, dann gäbe es sicher mehr Zufriedenheit und Gemeinschaft in der Welt.

STEFFEN

“Verbindung spüre ich auch in der Küche, denn Kochen ist für mich Emotion: das Zubereiten, die Zutaten – da wird mir warm ums Herz.”

Mein momentan größter Wunsch ist es, beim Surfen Ende des Jahres in Kapstadt den Sprung aus dem Wasser rauf aufs Brett zu schaffen. Dafür trainiere ich mit einem Personal Coach fünfmal die Woche meine Fitness.

Fit sein möchte ich auch für meine Kinder und Enkelkinder. Ich habe 20 Jahre lang viel gearbeitet und zwei eigene Restaurants aufgebaut und geleitet. Diese Erfolge haben mich damals auch in meinem Selbstwert bestätigt, deshalb lag mein Fokus sehr stark auf der Arbeit. Jetzt gehört meine Zeit den wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Dazu gehört auch mein fester Freundeskreis, mit dem ich mich regelmäßig zum Essen, Trinken und Quatschen über Gott und die Welt treffe. Es gibt auch Austausch zu den großen aktuellen Themen, die durchaus polarisieren können. Deshalb machen wir das nur kurz zu Anfang, danach reden wir über uns und bleiben so miteinander verbunden.

Verbindung spüre ich auch in der Küche, denn Kochen ist für mich Emotion: das Zubereiten, die Zutaten – da wird mir warm ums Herz. Wo heutzutage so viele Leute auf den finanziellen Return-Of-Invest setzen, zählen für mich vor allem Gesundheit, Genuss und gute (Zubereitungs-)Ideen.

Ich bereue nichts in meinem Leben, aber wenn es etwas gibt, das ich gerne anders gemacht hätte, dann das: Sachen, die nicht gut gelaufen sind, direkt anzusprechen, nichts runterzuschlucken oder mit mir selbst auszumachen. Saludos, amigos!

MARIA

“Für die Kunst und Kulturszene im Altenburger Land wünsche ich mir die Chance auf Weiterentwicklung. Selbst aus Mist kann man Gold machen, wenn die nötigen Mittel da sind – da tut sich mittlerweile auch schon viel und ich selbst habe auch so einige Ideen.”

Als freischaffende Künstlerin und Schauspielerin ist mir finanzielle und örtliche Unabhängigkeit wichtig. Nicht von der Kunst leben zu müssen ist aber für mich und so viele andere Kunstschaffende eine Herausforderung: Es fehlt nach wie vor ein vernünftiger Rahmen, um Kunst schaffen und zeigen zu können, ohne draufzahlen zu müssen.

Gerade in Städten spielt der finanzielle Aspekt aufgrund hoher Mietpreise eine große Rolle. Und die Vielzahl an Möglichkeiten, im Kollektiv zu arbeiten, kann zu Ortsgebundenheit führen. Das war einer der Gründe, warum ich für meine Schauspielausbildung von Jena nach Meuselwitz gezogen bin – und vor Kurzem dann weiter nach Altenburg.

Der Ortswechsel bringt neue Menschen und Projekte in mein Leben und das hilft mir, mich nicht von meinen Gedanken und meinem eigenen Tellerrand beschränken zu lassen. Ich sehe das auch als Privileg, denn nicht jeder kann sich so eine Veränderung leisten und muss dann am selben Ort irgendwie klarkommen – vor allem Jüngere.

Apropos Jüngere: Wenn es nach mir ginge, gäbe es viel mehr sogenannte third spaces, also Räumlichkeiten und Plätze, wo junge Leute ihren Hobbys nachgehen, sich austauschen, was trinken und Kulturangebote nutzen können. Das würde bestimmt auch der Schere von rechts- und linksorientierten Menschen entgegenwirken und wieder mehr Verbindung schaffen.

Für die Kunst und Kulturszene im Altenburger Land wünsche ich mir jedenfalls, dass sie jungen Menschen langfristig eine Perspektive und die Chance auf Weiterentwicklung bietet. Selbst aus Mist kann man Gold machen, wenn die nötigen Mittel da sind – da tut sich mittlerweile auch schon viel und ich selbst habe auch so einige Ideen.

Liebe Frau Klepsch*, ich komm dann nachher zum Kaffee, he?

*Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus in Sachsen (Stand April, 2024)

TABEA

“Auch im Feminismus braucht es mehr Gemeinschaft. Mir hat es sehr geholfen zu verstehen, dass ich als Frau mit meinen Erfahrungen nicht alleine bin. Es wäre schön, wenn sich Frauen und Männer gegenseitig mehr helfen würden.”

Als ich damals vor der Entscheidung stand, ob ich Richtung Theater oder Musik gehen soll, habe ich mich zuerst als Geigerin bei einem Orchester beworben. Leider kam eine Absage und dann war klar, dass ich zum Theater gehe. Letztendlich war es der einzig richtige Weg, weil ich für das gemeinsame Arbeiten an einer Sache brenne und am Theater nie jemand alleine vor sich hin werkelt – man trifft dort immer ganz automatisch auf Menschen aus verschiedenen Bereichen.

Momentan mache ich eine Regiehospitanz am Burgtheater in Wien. Ich fühle mich hier sehr wohl und genieße die Stadt, merke aber auch, dass ich nicht immer genug Zeit für alles habe, was ich tun möchte. Mein eigenes Zeitmanagement gepaart mit meinem Perfektionismus ist ganz schön herausfordernd. Ich wünsche mir eine gute Balance zwischen meiner Arbeit am Theater und meiner persönlichen Entwicklung.

Am liebsten würde ich einmal richtig reisen gehen, um mich selbst zu finden und dann zu wissen, wo ich hingehöre. Einfach mal eine Zeit lang nichts zu machen und völlig mit mir zu sein, das wäre toll. Aber ich brauche auch mein zu Hause, meine Familie und Freunde.

Mit anderen Menschen zusammen zu sein ist mir sehr wichtig und ich glaube, dass es vielen Leuten so geht. Leider fördert der Kapitalismus das Individuum und nicht die Gemeinschaft. Das wirkt sich, glaube ich, auch auf den Klimaschutz aus. Würden wir uns genauso wie andere Organismen – Pilze oder Bäume – vernetzen und mehr in der Natur sein, dann ginge es uns allen und unserem Planeten sicherlich besser.

Auch im Feminismus braucht es mehr Gemeinschaft. Mir hat es sehr geholfen zu verstehen, dass ich als Frau mit meinen Erfahrungen nicht alleine bin. Es wäre schön, wenn sich Frauen und Männer gegenseitig mehr helfen würden, wenn mehr Sensibilisierung für Diskriminierung im Alltag stattfinden würde. Deshalb feiere ich Menschen wie Schauspielerin und Drehbuchautorin Phoebe Waller-Bridge, die sich in einer nach wie vor männerdominierten Film- und Fernsehwelt mit Scharfsinn und Humor behauptet. Love you Phoebe!