SYLVIA

“Wenn ich die Welt – wie ich es am liebsten tue – aus der Höhe betrachte, dann staune ich immer wieder über ihre Anordnung, die abwechslungsreiche Naturlandschaft und die unfassbare Schönheit des Meeres. Ich könnte jederzeit aufbrechen und abheben.”

Gesundheit für uns alle und Frieden in Europa – das wünsche ich mir aktuell am meisten. Gerade wenn ich an meine Enkelkinder denke, ist es mir ein Bedürfnis, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der ein gewisses Maß an Stabilität und Ruhe möglich ist.

Wenn ich die Welt – wie ich es am liebsten tue – aus der Höhe betrachte, dann staune ich immer wieder über ihre Anordnung, die abwechslungsreiche Naturlandschaft und die unfassbare Schönheit des Meeres. Ich könnte jederzeit aufbrechen und abheben, träume nach wie vor von einer Fahrt mit dem Heißluftballon. Auch ins Weltall würde ich fliegen, wenn ich die Möglichkeit hätte, aber nicht lange – nur mal kurz gucken und dann wieder zurück auf die Erde.

Zeit hätte ich für solch einen Spaß, denn ich bin vor Kurzem in Rente gegangen und arbeite jetzt nur noch stundenweise in meinem Beruf als Organisatorin für eine Zeitarbeitsfirma. Diese paar Stunden in der Woche genieße ich sehr, denn zum einen habe ich eine super nette Chefin und tolle Kollegen und zum anderen macht mir die Arbeit mit jungen Menschen viel Freude, die bei uns als Servicekräfte und Messehostessen eingesetzt werden.

Ich bringe gerne Dinge in Ordnung. Nur für die Unordnung in der Welt habe ich keine Lösung parat. Ich denke, dass mit mehr Großzügigkeit und weniger Gier schon viel gewonnen wäre. Würde sich die Kluft zwischen Arm und Reich reduzieren und die Zufriedenheit bei den Menschen überwiegen, dann wären unsere weltpolitischen Probleme bestimmt nicht so groß.

Mein Motto für Zufriedenheit lautet: Kaufe nur, was du wirklich brauchst – du musst nicht alles besitzen. Wenn du weniger hast, bist du glücklicher, als wenn du zu viel hast. Klar, Geld und Besitz zu haben beruhigt, aber mit einem gewissen Polster ist es dann auch genug. Vielleicht lässt die momentane Unsicherheit in der Welt die Leute auch begreifen, das Geld nicht alles ist.

Füreinander da sein zu können, Zeit mit der Familie verbringen zu können, das ist etwas, worauf wir uns alle mehr konzentrieren sollten. Ich empfinde es als großen Luxus, jederzeit meine Enkelkinder sehen zu können. Seitdem mein Mann und ich unser zu Hause zu einem Mehrgenerationenhaus gemacht haben, wo wir zusammen mit einer unserer Töchter und ihrer Familie leben, sind alle gut versorgt und abgesichert. Der größte Benefit ist aus meiner Sicht, dass immer jemand einspringen kann, wenn Not am Mann ist. Dinge lassen sich auf kurzem Weg klären und ein gemeinsamer Spieleabend braucht keine große Planung im Voraus.

Ich bin sehr dankbar für mein Leben, für die Beziehung mit meinem Mann, meiner Familie sowie für die wunderschöne Zeit mit unserem Hund Lucky. All das wäre so nicht gekommen, hätte ich mich als junge Frau nicht aus einer Welle an Euphorie zu einem dreimonatigen Lehrgang angemeldet. Dort quatschte mein späterer Mann mich an, ob ich ihm ein Telefon besorgen könnte und ich antwortete ihm sauer, dass ich zwar bei der Post arbeitete, aber nur Rundfunkübertragung machte. Er hatte trotzdem einen Narren an mir gefressen und nun sind wir fast 40 Jahre verheiratet.