NINA

“Ich arbeite seit 15 Jahren als Klinikclown und begleite Kinder wie auch Erwachsene durch gesundheitlich schwere Zeiten. Mir hilft vor allem meine Fähigkeit, in kürzester Zeit die Stimmung in einem Raum lesen zu können.”

Ich beschäftige mich aktuell mit Bäumen für den Garten, die meiner Familie und mir im Sommer Schatten geben und unter denen mein Mann und ich alt werden können. Mir hat es vor allem die Mehlbeere angetan. Das ist eine einheimische Baumart, die kleine rote Früchte trägt und früher als Heilmittel genutzt wurde. Müsste ich mich nicht zurückhalten, würde ich auch gleich eine Sauna und einen Naturpool in unser Stück Grün hineinsetzen.

An unseren Garten grenzen Nachbargrundstücke an, weshalb ich mich neben Bäumen aktuell auch mit Stabmattenzäunen (Metallzäune mit eingewebtem Plastik) beschäftige. Zwangsläufig, denn unsere Nachbarn wünschen sich als Sichtschutz genau diese Art von Zaun. Ich versuche nun, einen Kompromiss zu finden, um eine Barriere aus Metall und Plastik zu vermeiden. Vielleicht schaue ich einfach mal mit etwas Selbstgekochtem bei den Nachbarn vorbei und nutze das Essen als Türöffner für ein Gespräch.

Etwas zu Essen zu bekommen ist in meinen Augen wie ein Gang in die Sauna, es tut unheimlich gut. Am liebsten esse ich vegan und es darf kräftig und deftig sein. Ich bin schon vegetarisch groß geworden und ernähre mich heute meist vegan, weil es in meinen Augen der einzig richtige und moralisch wie ethisch vertretbare Weg ist. Essen ist für mich auch eine Lösung in Zeiten von Klimawandel und Co. Ich finde, wir müssen uns nachhaltiger mit Ernährung auseinandersetzen. Gutes Essen tut außerdem einfach gut, vor allem in Gemeinschaft, wenn man zusammenkommt, sich unterhält und die Verbindung zueinander spürt.

Verbindung zu Menschen spielt auch in meinem Arbeitsalltag eine Rolle. Ich arbeite seit 15 Jahren als Klinikclown und begleite Kinder wie auch Erwachsene durch gesundheitlich schwere Zeiten, manchmal bis zu ihrem Lebensende. Neben regelmäßigen Trainings und Workshops hilft mir vor allem meine Fähigkeit, in kürzester Zeit die Stimmung in einem Raum lesen zu können. Herrscht bei den anwesenden Personen gerade ein Hoch oder Tief, Unsicherheit, Angst oder Freude? Je nachdem bringe ich dann etwas Adäquates rein.

Ich bin damals über einen Leipziger Verein zur Clow­ne­rie gekommen, habe dann ein paar Fortbildungen gemacht und bin anschließend bei erfahrenen Klinikclowns mitgelaufen, um reinzukommen. Mein Mentor war eine wichtige Person für mich, von der ich viel gelernt habe. Leider ist er irgendwann selbst an Krebs erkrankt. Wir haben dann noch eine Weile zusammen gespielt, später habe ich ihn dann erst in der Klinik und dann im Hospiz begleitet. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich so liebevoll von ihm verabschieden durfte. Mir ist durch diese Erfahrung nochmal sehr bewusst geworden, dass der Mensch endlich ist und dass, wenn der Tod kommt, alles wegfällt, was normalerweise eine Rolle spielt. Wir sind dann einfach nur Menschen, lassen alle Masken und Sicherungen fallen und können uns wahrhaftig begegnen.