SHAHD

“Die Malerei ist mein Space, wo ich mich total frei ausdrücken kann. Ich bin dabei in meiner eigenen Welt, in der ich keine Grenzen habe. Das tut mir gut, denn Grenzen erlebe ich genug im Alltag.”

Vor 6 Jahren habe ich meine Familie und meine Heimat in Syrien verlassen. Jetzt studiere ich Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchdruckkunst in Leipzig. Die Malerei ist mein Space, wo ich mich total frei ausdrücken kann. Ich bin dabei in meiner eigenen Welt, in der ich keine Grenzen habe. Das tut mir gut, denn Grenzen erlebe ich genug im Alltag.

Zuletzt habe ich im Heim für unbegleitete minderjährige Geflüchtete gearbeitet. Ich würde gerne wieder etwas Soziales machen, am liebsten mit Kindern und Jugendlichen. Ich mag es, mich um sie zu kümmern und mit ihnen befreundet zu sein. Ich liebe es, junge Menschen zu beobachten, weil ich viel von ihnen lerne. In Gesprächen mit ihnen erlebe ich, wie motiviert und zugleich offen sie manchmal sind. Das inspiriert mich.

Ich glaube, wir Menschen können so viel voneinander lernen, vor allem, wenn wir uns mit anderen Kulturen beschäftigen und sie kennenlernen. Dadurch können wir zum Beispiel auch Minderheiten einen Raum geben. Leider bleiben viele Privilegierte in ihrer Komfortzone – sie geben weniger darauf zu verstehen, wie es anderen Menschen geht, weil sie es in ihrem sicheren, vertrauten Rahmen unter Gleichgesinnten nicht nötig haben. Mir ging es in Syrien genauso und erst seit ich in Deutschland bin, verstehe ich, wie wichtig und bereichernd der Austausch mit Anderen ist. 

In ein Land zu ziehen, wo die Menschen oft ganz andere Einstellungen haben, hat mich zurückhaltender gemacht. Ich muss oft erklären, wie ich bin und warum ich so bin. Gleichzeitig hat mich dieser Umgebungswechsel sensibilisiert für das, was ich an meiner Kultur habe. Zu Hause hat es mich oft genervt, wenn Angelegenheiten immer in der Gruppe gelöst wurden. Zum Beispiel wenn es auf der Straße ein Problem gab und direkt von überall her Menschen zusammenkamen, um eine Lösung zu finden. Auf deutschen Straßen interessiert es kaum jemanden, was beim Anderen passiert. Jetzt erst sehe ich das Schöne daran, wenn man füreinander einsteht und sich gegenseitig unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar.