FLORIAN

“Heimat bedeutet für mich, soziale Verbindlichkeiten einzugehen und langfristig etwas beizutragen.”

Ich wünsche mir, dass die nächsten Wahlen nicht so schlimm laufen, wie es sich abzeichnet. Ich habe Politik- und Europawissenschaften studiert, beschäftige mich viel mit politischen Themen und finde, dass man die aktuellen Entwicklungen nicht weiter so geschehen lassen kann. Das sage ich auch aus meiner Perspektive als Vater von einem 5-jährigen Sohn.

Ich war lange Zeit ehrenamtlich beim sogenannten “Vergabeteam Leipziger Westen” tätig, bis ich zuletzt der Linken beigetreten bin. Auf diesem Weg möchte ich mich für Themen, die mir wichtig sind, einsetzen, von der Verwurzelung der Menschen in der Stadt Leipzig über soziale Bewegungen bis hin zu Frauenrechtsbewegung und Arbeiterbewegung. Bei all diesen Punkten hat die Linke aus meiner Sicht die notwendigen radikalen Ziele vor Augen.

Als freiberuflicher Stadtführer habe ich auch viel mit der Historie der Stadt Leipzig zu tun. Bei meiner DDR-Tour führe ich Menschen nicht nur durch die Ereignisse im Herbst ’89, sondern versuche an ausgewählten Punkten, die rund 40 Jahre DDR-Prägung (Architektur, Gesellschaft, Politik) etwas differenzierter herauszuarbeiten. Und meine Plagwitz-Tour führt nicht nur durch einen hippen Kiez, sondern setzt sich kritisch mit Gentrifizierung auseinander, vor allem am Beispiel des Bürgerbahnhofs Plagwitz. Bei all meinen Führungen tue ich das, was ich besonders gut kann: frei sprechen, mich auf Menschen einlassen und mit ihnen ins Gespräch gehen. Hören, was sie zu sagen haben, wie sie denken.

Ich finde es – nicht nur im politischen Diskurs – wichtig, wieder eine gute Debattenkultur zu etablieren, wo die Leute nicht bloß auf ihren eigenen Diskussionsgewinn und ihr eigenes Recht aus sind. Aber auch für eine Debatte braucht es erstmal klare Worte. Klare Worte würde ich zum Beispiel gerne öfter für die SUV-Fahrer in der Innenstadt haben, die stören mich nämlich total.

Mein Kiez in Leipzig Alt-West ist meine Heimat. Hier lebe ich mit meiner Freundin und meinem Kind, hier spielt mein liebster Fußballverein BSG Chemie Leipzig und hier gestalte ich das bunte Leben mit. Heimat bedeutet für mich Engagement, Wohlfühlen und Teilhaben, soziale Verbindlichkeiten einzugehen und langfristig etwas beizutragen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich damals nach dem Master-Studium in Journalistik nicht die Motivation für ein abschließendes Volontariat hatte, für das ich zwischen Leipzig und Chemnitz hätte pendeln müssen. Die Weiterbildung zum Gästeführer und meine mittlerweile 5-jährige Selbstständigkeit passen einfach viel besser zu meiner Vorstellung vom heimatverbundenen Leben.